Offener Brief von Unternehmen an die Staats- und Regierungschefs der G20:
Sehr geehrte Staats- und Regierungschefs der G20,
Die Welt steht am Scheideweg und die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eine Warnung: Die Folgen des Klimawandels sind noch stärker und weitreichender als bisher gedacht. Uns bleibt wenig Zeit, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen noch einhalten wollen. Die katastrophalen Auswirkungen sind sind allerorts sichtbar. Die Extremwetterereignisse überall auf der Welt sind ein Weckruf – wir haben keine Zeit zu verlieren.
Gleichzeitig bietet eine sorgfältig gesteuerte Klimawende vielfältige Chancen. Unsere Unternehmen erkennen die Vorteile, die der Klimaschutz bietet. Wenn Sie jetzt die richtigen politischen Entscheidungen treffen, fördert dies in den G20-Staaten Investitionen und Geschäftsstrategien zugunsten von Klimalösungen. Dadurch entstehen stärkere, gerechtere und widerstandsfähigere Wirtschaftssysteme: mit Wohlstand und qualifizierten Arbeitsplätzen bei gleichzeitigem Schutz der Gesundheit von Mensch und Planet.
Hinzu kommt, dass Biodiversitätsverluste und Umweltzerstörung die Folgen des Klimawandels verschärfen, während der Klimawandel diese Phänomene wiederum beschleunigt. Daher müssen diese zusammenhängenden, sich gegenseitig verstärkenden Probleme gleichzeitig in Angriff genommen werden. Dafür sind Politikinstrumente notwendig, die umweltfreundliches Wirtschaften fördern und die Umweltzerstörung bis 2030 beenden.
Viele Unternehmen, die den offenen Brief unterzeichnet haben, sind in mehreren G20-Staaten tätig. Ein einheitliches umweltpolitisches Umfeld in allen G20-Staaten würde uns helfen, unsere Lieferketten, Produkte und Dienstleistungen zu dekarbonisieren. So könnten wir zu den gemeinsamen Zielen für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung beitragen. Die Regierungen können Anreize für größere Investitionen setzen und Risiken von Fehlinvestitionen verringern, indem sie klare und glaubwürdige Pläne kommunizieren, konsequente Strategien festlegen und in allen Wirtschaftssektoren unterstützende Maßnahmen für eine nachhaltige, am 1,5-Grad-Ziel ausgerichtete Entwicklung einführen.
Die G20-Staaten repräsentieren ungefähr 90 % des weltweiten BIP sowie fast 80 % des Welthandels und der weltweiten Treibhausgasemissionen. Somit tragen diese Länder eine einzigartige gemeinsame Verantwortung – und sie haben die Chance, beim Kampf gegen den Klimawandel eine internationale Führungsrolle zu übernehmen, ohne andere zurückzulassen.
Wir als Unternehmen, die den offenen Brief unterzeichnet haben, fordern von Ihnen, den Staats- und Regierungschefs der G20, mit aller Kraft auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens hinzuarbeiten:
- Erhöhen Sie die national festgelegten Beiträge, indem Sie die weltweiten Emissionen bis 2030 mindestens halbieren, und verpflichten Sie sich bis spätestens 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Wir fordern Sie dringend auf, so bald wie möglich langfristige Strategien mit Emissionspfaden bis 2030 und 2050 zu veröffentlichen.
- Verpflichten Sie sich dazu, die Entwicklung und Finanzierung neuer Kohleprojekte sofort zu beenden. Planen Sie den Kohleausstieg bis 2030 in den Industrieländern und bis 2040 in den übrigen Ländern. Fördern Sie die Elektrifizierung des Verkehrs und die Nutzung erneuerbarer Energien in allen Branchen. Dazu sollten für Unternehmen Hürden beim Kauf von Strom aus 100 % erneuerbaren Quellen abgebaut werden, damit die Unternehmen ihre Energiewende schneller vollziehen und stärker investieren können, als viele Rechtssysteme dies bisher zulassen.
- Stimmen Sie die öffentlichen Finanzen, die Ausgaben für den Wiederaufbau nach der COVID-19-Pandemie und die Fiskalpolitik auf das 1,5-Grad-Ziel ab. Bieten Sie gleichzeitig angemessene Unterstützung für Anpassungs- und Resilienzmaßnahmen. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Erfüllen Sie die bestehenden Verpflichtungen für die öffentliche Klimaschutzfinanzierung, etwa das 100-Milliarden-Dollar-Versprechen für Entwicklungsländer. Eine angemessene öffentliche Klimaschutzfinanzierung durch die Weltgemeinschaft kann mithilfe von Anreizen für Investitionen in klimaresiliente grüne Infrastruktur und naturbasierte Lösungen neue Märkte für privates Kapital hervorbringen.
- Sorgen Sie für geeignete Preissignale, indem Sie Subventionen für fossile Energieträger im Idealfall bis 2025 abschaffen. Belegen Sie CO2 mit einem sinnvollen Preis, der die Kosten des Klimawandels vollständig widerspiegelt. Diese Maßnahmen müssen Teil eines weiter gefassten Pakets aus Politikinstrumenten sein, die Investitionen und Innovationen im Bereich sauberer Technologien unterstützen.
- Verpflichten Sie Unternehmen zur Offenlegung von finanziellen Risiken, Chancen und Folgen des Klimawandels. Ziel muss es sein, die Transparenz zu verbessern und eine realistische Preisgestaltung und Kapitalallokation zu unterstützen, damit die Investitionsströme zunehmend in nachhaltigere Geschäftstätigkeiten fließen.
Wir gehören zu den Unternehmen, die überall auf der Welt ehrgeizige, wissenschaftsbasierte Ziele erarbeiten, in Klimalösungen investieren und ihre Fortschritte hin zu weniger Emissionen veröffentlichen. Wir sind bereits aktiv. Aber in einem Umfeld, das uns dabei unterstützt, könnten wir gemeinsam noch viel mehr tun. Wenn die G20-Staats- und Regierungschefs mehr politischen Ehrgeiz an den Tag legen, dann können wir gemeinsam schneller handeln.
Wir wollen mit Ihnen zusammenarbeiten und Sie auf dem Weg hin zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und allgemeinem Wohlstand unterstützen.